Storytelling ist eine sehr wirkungsvolle Methode, um Menschen für ein bestimmtes Thema zu sensibilisieren und sie dazu zu bringen, zu helfen – sei es durch Zeit, Engagement oder Spenden. Aber wie erzählt man eine Geschichte, die wirklich zum Handeln anregt?
Warum überhaupt Geschichten erzählen?
Menschen lieben Geschichten. Sie sind, seit es uns gibt, zentraler Bestandteil aller Kulturen. Denn sie sind ein Mittel der Informationsweitergabe, sie lehren, unterhalten und regen an, über Themen nachzudenken. Geschichten beeinflussen und verändern ihr Publikum, formen und transportieren Wert-Vorstellungen und vermitteln sehr häufig die Vorteile von Kooperation und Zusammenarbeit.
Für NGOs sind Geschichten eine gute Möglichkeit, um das Bewusstsein für Probleme zu schärfen, Gefühle auszulösen und Menschen zur Handlung zu motivieren.
Die Helden der Geschichte
In jeder Geschichte gibt es Charaktere – das können Menschen, Tiere oder sogar symbolische Figuren sein. In der Welt der gemeinnützigen Organisationen könnten das „Helden“ sein:
– Menschen, die unter einem Problem leiden, das Ihre Organisation lösen möchte.
– Mitarbeiter Ihrer Organisation, die aktiv an Lösungen arbeiten.
– Menschen, die bereits unterstützt haben und durch ihre Hilfe einen Unterschied gemacht haben.
Diese Personen oder Gruppen bilden das Herz der Erzählung. Sie zeigen das Problem, die Bemühungen um eine Lösung und die positiven Veränderungen, die durch Unterstützung erreicht werden können.
Was macht eine gute Geschichte aus?
Eine gute Geschichte bewegt emotional und zeigt eine Veränderung. Sie beginnt oft mit einer Herausforderung oder einem Konflikt und endet mit einer Lösung oder Verbesserung. Wichtig ist, dass am Ende der Geschichte eine Veränderung stattfindet – entweder in der Welt oder in den Personen der Geschichte. Die Erkenntnis, dass man selbst Teil der Lösung sein kann, motiviert dann dazu, auch einen Beitrag zu leisten.
Wie eine Geschichte aufgebaut ist
1. Charaktere vorstellen: Machen Sie klar, wer Ihre Hauptfiguren sind und was sie sich wünschen. Das hilft dem Publikum, sich emotional zu verbinden.
2. Konflikt und Herausforderungen darstellen: Beschreiben Sie die Schwierigkeiten oder Gegner, die überwunden werden müssen. Das können reale Probleme oder auch innere Konflikte sein.
3. Entwicklung und Lernmomente zeigen: Ihre Charaktere sollten eine Entwicklung durchmachen und aus ihren Erfahrungen lernen. Dieser Prozess sollte deutlich erkennbar sein.
4. Eine klare Handlungsabfolge schaffen: Eine gut strukturierte Handlung führt zu „Aha-Momenten“, in denen das Publikum klar sieht, wie es helfen kann.
5. Den Wunsch zum Handeln wecken: Am Ende der Geschichte sollte das Publikum nicht nur verstehen, sondern auch fühlen, warum ihre Unterstützung wichtig ist.
Ein Beispiel für gutes Storytelling
Das Beispiel ist eine Geschichte von einer Tierschutzorganisation, die zum Ziel hat, die Arbeit des Vereins zu verdeutlichen, Gefühle bei den Lesenden auszulösen und sie zur Mithilfe zu animieren:
Leo: Der Kater, der ein besseres Leben fand
(1) Wo Leo geboren wurde, weiß niemand. Doch er lebte in einer kleinen Stadt, wo er sich auf den Feldern und Wiesen am Stadtrand herumtrieb und sein Dasein fristete. Der schwarz-weiße Kater mit dem herzförmigen Fleck auf der Stirn war klug und abenteuerlustig, aber das Leben als Streuner war hart und gefährlich. Oft hatte er Hunger, und immer wieder musste er vor Mardern fliehen, die ihm nichts Gutes wollten. Nach all den Jahren sehnte er sich nach einem Leben, in dem er nicht ständig auf der Hut sein musste.
(2) An einem Wintermorgen, der so kalt war, dass selbst das dichte Fell Leo nicht vor dem Frieren schützte, wollte er eine Straße überqueren. Auf der anderen Seite war ein Holzstapel, in dem er eine Maus vermutete. Er sprang los, doch plötzlich wurde er von einem Auto erfasst. Ein schrecklicher Schmerz zuckte durch seine Hüfte. Verängstigt zog er sich in den verlassenen Schuppen zurück, in dem manchmal eine nette Dame Futter für ihn und seine Streunerfreunde platzierte, und leckte seine Wunden.
(3) Mia – die Dame mit dem Katzenfutter, kam auch tatsächlich wenig später mit einer Tasche voller Dosen in den Schuppen. Als sie den verletzten Kater sah, beschloss sie sofort, sich um ihn zu kümmern. Sie brachte ihn zum Tierarzt, wo er gründlich versorgt wurde, und nahm ihn dann mit zu sich nach Hause. Erst fand Leo das gar nicht gut – er war noch nie in einer Menschenwohnung, das machte ihm Angst. Doch Mia kümmerte sich liebevoll um ihn, und mit jedem Tag gewann Leo mehr Vertrauen. Er genoss das regelmäßige, leckere Futter und verstand schon bald, dass das Sofa sehr gemütlich war. Mia war froh, dem hübschen Kerl helfen zu können – aber gleichzeitig dachte sie an die vielen weiteren Tiere, die wir er leiden müssen. Deshalb arbeitet sie ehrenamtlich beim Pfoten e.V.: Um so vielen Seelchen wie möglich helfen zu können.
(4) Nach ein paar Wochen ging es Leo wieder richtig gut. Seine Verletzungen waren abgeheilt und nun sollte er ein Zuhause finden, in dem er sicher und geliebt sein weiteres Leben genießen kann. Mia hatte bereits viele Fotos von ihm gemacht, seinen mutigen und schlauen Charakter beschrieben und ihn auf der Website des Vereins gepostet. Es meldeten sich vier Leute, die Leo gerne bei sich aufgenommen hätten. Ein Kollege von Mia lernte die Personen kennen und entschied sich für Markus und seine Familie. Dort würde Leo einen tollen Garten haben, viel Aufmerksamkeit bekommen und alle Familienmitglieder freuten sich schon sehr auf ihn.
(5) Markus und Leo wurden schließlich ein richtiges Dream-Team. Gelegentlich erhält Mia kleine Updates und ein paar Fotos und Videos von ihrem ehemaligen Schützling – das sind die Momente, in denen sie weiß, warum sie dieses manchmal herausfordernde Ehrenamt macht. Leo wirkt so glücklich, wie noch nie in seinem ganzen Leben. “Und wieder einen kleinen Schatz gerettet”, denkt Mia, während sie sich die Fotos ansieht. “Schön, dass ich als Einzelne durch kleine Taten so viel bewirken kann.”
Geben Sie Tieren wie Leo eine Chance und helfen Sie uns, ihnen das Leben zu ermöglichen, dass sie verdienen! – Spende jetzt für Tiere in Not –
Den richtigen Zeitpunkt für die Spendenbitte wählen
Wenn Sie Ihre Geschichte online teilen, denken Sie daran, den Spenden-Button nahe dem Höhepunkt der Erzählung zu platzieren – genau dort, wo das Publikum emotional am meisten beteiligt ist.
Storytelling für NGOs
In jedem Verein ergeben sich allein durch die tägliche Arbeit viele Gelegenheiten, Geschichten zu erzählen. Das obige Beispiel ist sehr plakativ und beschreibt eine einfache Begebenheit, doch Geschichten eignen sich auch dazu, komplexere Probleme darzustellen und greifbar zu machen. NGOs können so Bewusstsein schaffen, Unterstützung generieren und – nicht zuletzt – unterhalten. Denn wer liest nicht lieber eine schöne Geschichte als einen trockenen Projektbericht?
Text: Karin Sommer, Foto: DALL-E 2024